Ägypten
Zivilisation über 7000 Jahre
Die Kopten und die Muslime in Alt Kairo
Der Legende nach christianisiert der Evangeliist Markus im Jahre 40 Ägypten. Während der Herrschaft von Konstantin dem Großen (324-337) nahmen zahlreiche Ägypter den christlichen Glauben an, der sich zuerst in der jüdischen und griechischen Bevölkerung ausgebreitet hatte. Vor einer kotischen kann man jedoch erst ab 451 sprechen, als auf dem Kontil von Chalkedon am Bosporus der Streit zwischen den monophysitischen Christen und den Dyophysiten zugunsten der Anhänger der dyophysitischen Lehre entschieden wurde. Die ägyptischen Christen lehnten die Entscheidung des Konzils ab und bekannten sich zum Monophysitismus, nach dessen Lehre in Christus die göttliche und die menschliche Natur zusammenkommen, wobei die menschliche der göttlichen untergeordnet ist. Nach der Unterdrückung durch dir byziantinischen Herrschaft begrüßten die Kopten die Muslime zunächst als Befreier, sahen sich jedoch bald getäuscht: Wer nicht zum Islam konvertierte, mußte eine Sondersteuer zahlen und unterlag besonderer Kleidervorschrift und Erbschaftsregelungen. Klöster wurden geschlossen, die koptische Sprache war nur noch in der Liturgie erlaubt. Nach Aufständen in den Jahren 725-739 schworen zahlreiche Kopten dem christlichen Glauben ab und traten zum Islam über. Die koptische Minderheit, die wieder Diskriminierungen ausgesetzt ist, lebt hauptsächlich in Mittelägypten zwischen Mina und Assiut. Das wichtigste Kloster der Kpoten liegt im Wadi Natrun.
Alt-Kairo ( Feste Babylon )
Der Name Babylon ist eine Ableitung der älteren Bezeichnung Pi-Haoi-n-On, (Haus des Nilgottes Hapi). Schon vor der römischen Eroberung soll dort, wo sich heute Alt-Kairo befindet, eine wichtige Siedlung bestand haben.
El-Muallaka.
Die der heiligen Jungfrau Maria gewidmete Kirche ist über dem Südwesttor des römischen Kastells errichtet, dessen Türme, die mit Palmstämmen und einer Steinschicht bedeckt sind, den Boden der Kirche bilden. Diese Konstruktion brachte ihr den Namen El-Muallaka, (die Hängende), ein. Die Kirche soll im 5. oder 6. Jh. erbaut worden sein. Nach ihrer Zerstörung im 9. Jh. wurde sie im 11. Jh. neu errichtet. Bis ins 14. Jh. war sie Sitz des koptischen Patriarchen. Zur Kirche gelangt man über eine steile Treppe mit 29 Stufen, die Reisende im 14. Jh. und 15. Jh., so beeindruckten, das sie das Gotteshaus (Kirche der Treppen) nannten. Das Innere wird von drei Säulenreihen aus Marmor in fünf unregelmäßige Schiffe geteilt. Es gibt sieben Sanktuarien, sechs davon befinden sich in den Seitenschiffen, und eines in der St. Markus-Kapelle. Vor dem mittleren Sanktuarium erhebt sich auf 15 Marmorsäulen eine Kanzel aus dem 11. Jh. Eine Holztreppe führt zur Kapelle des äthiopischen Heiligen Thakla Haimanot, welche in der Südbastion der Feste Babylon eingerichtet wurde. Thakla Heimanot stellte die salomonische Tradition wieder her und wird heute in Äthiopien verehrt. Die Ikonostasen aus Nußbaum-, Zedern- und Ebenholz mit Elfenbeinintarsien, die die drei östlichen Kappellen verschließen, Stammen aus dem 10. und 13. Jh. Sie gehören mit der Sammlung von 110 Ikonen, deren älteste aus dem 8. Jh. stammt, zu den bedeutendsten Kunstschätze der Kirche. Weitere Kunstobjekte werden im Koptischen Museum bewahrt.
Griechische St. Georg-Kirche
Eine lange Treppe führt zu einer der seltenen Rundbau Kirchen, die es im Orient noch gibt. Sie wurde auf einem Teil des römischen Befestigungsgürtels und der Türme errichtet. Nach mehreren Bränden wurde die Kirche 1904 wiederaufgebaut und von Grund auf restauriert. Bemerkenswert sind die schönen Kirchenfenster. Über ein eisenbeschlagenes Tor gelangt man auf die Sharia Mari Girgis, eine schmale Gasse, in der das St. Georg-Kloster liegt.
St. Georg-Kloster
Das Kloster befindet sich in Nr. 17 der Sharia Mari Girgis. Lediglich die aus dem 10. Jh. stammende Kapelle, als der älteste Gebäudeteil, ist zugänglich. Die Holzdecke wurde ausgewechselt, aber die hölzernen, bis zu 7 m hohen Türen mit schönen Reliefverzierungen sind erhalten geblieben.
St. Georg-kirche
Durch einen kleinen Portalvorbau gelangt man hinter der Nr. 9 zur Atfa Mari Girgis. Rechts befindet sich die St. Georg-Kirche. Das ursprüngliche Gebäude wurde 684 im Auftrag eies reichen Gelehrten mit Namen Athanase erbaut und 1857 neu errichtet. Ein historischer Hochzeitssaal, Kaa el-Arsan, stammt aus dem 14. Jh. Dort wurden koptische Hochzeitszeremonien abgehalten. Die Fenstergitter sind aus Holz und wunderbar verziert, die Mauern sind mit Wandmalereien und Reliefornamenten versehen. An der Decke befinden sich farbige Fresken.
Kirche der Jungfrau Maria
Am Ende der Atfa Girgis befindet sich die Kirche aus dem 9. Jh., die im 18. Jh. wiedererrichtet wurde.
St. Sergius-Kirche
Die Fassade der St. Sergius-Kirche, die auch Kanisat Abu Sarga genannt wird, unterscheidet sich wie die Fassaden der meisten koptischen Kirchen und Klöster nicht von denen der benachbarten Häusern. Die aus dem 4. Jh. stammende St. Sergius-Kirche ist die älteste Kirche Kairos. Nachdem sie im 8. Jh . zerstört worden war, baute man sie vom 10. zum 11. Jh. neu auf. Sie steht über einer Krypta, in der sich die hl. Familie auf ihrer Flucht vor Herodes verborgen gehalten haben soll. Die Kirche ist den Märtyrern Sergius und Bacchus geweiht, die als Soldaten unter Maximilian dienten. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika: Das Mittelschiff ist durch Säulen, auf denen Spitzbogenarkaden ruhen, von den flach gedeckten Seitenschiffen getrennt. Ikonostasen mit wundervollen Elfenbeinverzierungen schließen die drei Sanktuarien ab. Die Südkappele ist dem hl. Georg geweiht. Der Originalaltar ist im Koptischen Museum ausgestellt.
St. Barbara- Kirche
Die Kirche wurde wohl im 5. Jh. errichtet und im 7. Jh. und 10. bis 11. Jh. neu erbaut. Sie war früher den Heiligen Cyr und Johannes geweiht, deren Reliquien im Koptischen Museum aufbewahrt werden, in dem sich auch die berühmte Holztür befindet, die Ende des 19. Jh. in einer Mauer gefunden wurde. Am Ende der Hara Sitt Barbara befindet sich das St. Barbara-Kloster, das aus mehreren Gebäuden besteht. Die klostereigene Schule wurde 1960 von dem Architekten Ramses Wissa Wessef entworfen.
Ben Esra-Synagoge
Die Synagoge ist die ehemalige St. Michaels-Kirche aus dem 8. Jh. Diese wiederum stand auf den Ruinen einer Synagoge, die zwischen 605 und 562 v. Chr. erbaut worden sein soll. An der Stelle, an der Moses im 8. Jh. v. Chr. gebetet haben soll, hatte der Prophet Jeremias die Synagoge für die mit ihm nach Ägypten zurückgekehrten Juden erbauen lassen. Rabbi Abraham Ben Esra soll die Synagoge im Jahre 1115 vom Patriarchen Alexander gegen die anteilmäßige Zahlung der jährlichen Steuern zurückerhalten haben. Die kürzlich restaurierte Synagoge ist äußerlich unscheinbar, Im Inneren überraschen jedoch die Finesse und Reichtum der Ausstattung, insbesondere die Holzarbeiten aus dem 12. Jh. Bei Ausbesserungsarbeiten wurde 1894 ein Schatz von mehr als 250 000 Buchfragmenten und Dokumenten in hebräischer, aramäischer und arabischer Sprache gefunden. Besonders wichtig waren die hebräischen Teile des Alten Testamentes, weil sich hier eine ältere Textgestalt erhalten hat als die seit dem 10. Jh. gültige Fassung der Masora des Ben Ascher. Die Texte geben auch Einblick in das damalige Leben der jüdischen Gemeinde von El-Fustat.
El-Fustat und die arabische Eroberung
Zu Beginn der Eroberung Ägyptens durch die Araber im Jahr 640 ließ der arabische Feldherr Amr Ibn el-As in einem großen Weinbaugebiet nördlich der Feste Babylon am Ufer der Nil ein Feldlager errichtet. So wurde die erst arabische Stadt Ägyptens gegründet: El-Fustat (befestigtes Lager). Der legende nach soll Amrgerade im Begriff gestanden haben, das Lager abzubrechen, als er entdeckte, daß sich zwei Tauben auf sinem Zelt ein Nest gebaut hatten. Er befahl, das Zelt bis zu seiner Rückkehr stehenzulassen. Später wurde dort, wo das Zelt gestanden hatte, eine Moschee erbaut, um die herum sich die unterschiedlichen Volks- und Stammesgruppen des mehrer tausend Mann starken Heeres niederließen. In drei Jahrhunderten wuchs El-Fustat zu einer Großstadt heran. El-Fustat umfaßte die Festung Babylon, die Stadt El-Askar und wuchs schließlich mit dem Ort El-Katai zusammen um gegen Ende des 9. Jh. seine Blütezeit zu erreichen. Zu jener Zeit galt nicht Alexandria, sondern El-Fustat als eines der bedeutendsten Handelszentren des Mittelmeerraumes und war mit 120 000 Einwohnern und 300ha Fläche eine der größten Städte. Im Jahr 0075 gab der Großwesir Schawar den Befehl zur völligen Zerstörung der Stadt, damit sie nicht in die Hände der Kreuzritter fiele. El-Fustat ist heute ein karges Gelände, über dem oft schwarzen Qualm von den Brennöfen der Töpfereien aufsteigt, die sich dort angesiedelt haben.
Amr-Moschee
Sie gilt als eine der ersten islamisch-religiösen Gründungen Ägyptens. Sie befindet sich in der Saria Mari Girgis, ca. 300m nördlich des koptischen Viertels. Von dem ursprünglichen Ziegelbau, den Amr Ibn el-As im Jahre 642 errichten ließ, ist nichts mehr erhalten. Er bildete ein Rechteck von 60x36 m. Die niedrige Decke wurde von Palmenstämmen getragen. Schon früher als in der El-Azhar ;oschee wurde in ihr unterrichtet. Bis zu 5 000 Schüler fanden hier Platz. Die Moschee wurde wiederholt zerstört und wiederaufgebaut. 1798 erhielt sie durch die von Murad Bey veranlaßten Umbauten ihre aktuelle Form: ein Parallelogramm von 120x110 m mit vier auf 150 Marmorsäulen getragenen Vorbauten acht Toren und drei Minaretten. In den 70er Jahren wurde die Amr-Moschee von Grund auf restauriert.
St. Markurius- Kirche und Kloster
Die Abu Saifan oder St. Makurius.Kirche und das St. Merkurius-Kloster liegen außerhalb der römischen Befestigungsanlage, nördlich der Amr-Moschee. Beide befinden sich mit den koptischen, maronitischen, anglikanischen und protestantischen Friedhöfen innerhalb eines rechteckigen ummauerten Platzes. Die Kirche war mehrmals Bränden zum Opfer gefallen. Sie wurde in ein Lager für Zuckerrohr umgewandelt, und erst ab dem 11. Jh. diente sie wieder als Kirche . Das Kuppeldach aus Holz über dem Allerheiligsten wird von zwei mit biblischen Szenen bemalten Halbkuppeln getragen. Vor dem Altarraum sieht man eine Darstellung Jesu Christi und seiner zwölf Jünger. Die Wände der St. Georg- Kapelle sind mit mehreren Schichten von Malerein aus verschiedenen Epochen bedeckt. Eine Treppe auf der nördlichen Seite führt zu einer Krypta, in der im 14. Jh. der heilige Barsum 20 Jahre lang gelebt haben soll. Das Kloster aus dem 6. Jh. zählt zu den ältesten Ägyptens. Im 10. Jh. wurde es wiederaufgebaut. Es wird noch immer von Nonnen bewohnt, so daß es der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Die Kunstsammlung, zu der eine außergewöhnliche Ikonensammlung gehört, Vermittelt einen Überblick über die Geschichte der Koptischen Kunst.
St. Schenute- Kirche
Die Kirche aus dem 7. Jh., die auch Deir Anba Schenudagennant wird, wurde im 11. Jh. in eine Moschee umgewandelt. Nach ihrer Restaurierung im 14. Jh. wurde das Gotteshaus wieder von christlichen Gläubigen besucht. Eine Ikonostase aus rotem Zedernholz mit Elfenbeinintarsienenthält sieben wertvolle Ikonen. In der Kirche befindet sich auch ein aus Griechenland stammendes Triptychon.
Die Nekropolen
n Kairo gibt es zur Zeit vier islamische Friedhöfe und zwei Nekropolen. Durch ihre Fläche, ihren kulturellen Reitum und ihre lange Geschichte sind islamischen Totenstädte ein wichtiger Teil der Stadt, Sie erstreckten sich über 12 km von Norden nach Süden unmittelbar am Rande des Ballungsgebietes von Kairo, am Fuße des Mokkatam- Hügels. Die einfachen Leute setzte man in einer Grube bei, die mit einer Steinplatte abgedeckt wurde. Als Schmuck stand nur je ein Orthostat am Fuß und am Kopfende. Auf den Stein am Kopfende schrieb man häufig den Namen oder einen Koranvers. Wohlhabende Bewohner Kairos ließen sich jedoch ausgedehnte Grabhäuser Errichten, in denen die Großfamilien sich tagelang aufhalten konnten. Ähnlich wie jede arabische Stadt hat auch die in der islamischen Welt einzigartige Nekropole von Kairo eine Silhouette von Kuppeln und Minaretten.
Eine Stadt in der Stadt
Die Nekropolen werden von den Ärmsten der Kairoer Bevölkerung bewohnt. Sie leben dort in Gräbern, in Wohnanlagen oder auch in Hütten, die sie sich aus gefundenen Materialien zwischen den Gräbern errichteten. Heute haben die beiden weitläufigen Totenstädte ständig 179 000 Einwohner. Ihre Wohnstädten müssen die Bewohner vom Muallim mieten. Die Miete ist wie bei jeder Mietwohnung von der Größe des Raumes abhängig. Der Muallim ist eigntlich ein Aufseher, das Wort bedeutet soviel wie (Wissender) oder (Meister). Er ist der einzige, der in der ausgedehnten Anlage weiß, welche Familie in welchem Grab bestattet liegt und welche Gräber neu genutzt werden können. Die Bewohner der Nekropole reagieren eher abweisend auf Besucher, und es empfiehlt sich, schon wegen der Orientierung, sich von einem Einem Einheimischen führen zu lasse.
Die Kalifengräber
In Der östlichen Nekropole findet man die Gräber der tscherkessischen Mamluken. Hier wurden fünf Sultane bestattet: Bakur, El-Aschraf Barsbey, El-Aschraf Inal, Abu Said Kunsua und Kait Bey. Die anderen 21 Grabmäler sind die Ruhestätten von Prinzen und Prinzessinnen. Darüber hinaus gibt es neun weitere Moscheen. Die fatimidischen Kalifen Ägyptens sind hingegen nicht hier begraben, sondern dort, wo sich heute die Khan el-Khalili-Moschee erhebt.
Südwestgruppe oder Asromok
Man betrit den Friedhof im Süde und gelangt zuerst auf die Sharia Karafet Bab el-Wasir. Hier findet man das Grab von El-Ascgraf Asromok (1505) ,das man an der Rippenkuppel mit den flächigen Ornamenten in blauer Emaille erkennt. Rechts blickt man auf die Grabkuppel von Sultan Mohammed Kuz el-Assal, den es nur in der Vorstellung des Volkes gegeben haben soll. Die Sharia Karafet Bab el-Wisir geht in die Sharia Sultan Ahmad über. 100 m weiter erhebt sich auf der linken Seite das Grabmal von Khund Tughay (1348) ,der Hauptfrau von El-Nasir Mohammed. Gegenüber sieht man die Grabkuppel der Prinzessin Tulbay. Etwas weiter nördlich, aus der rechten Seite, befindet sich das Grab von Guzal (1403). Links hinter den Hoschs ist das Grab von Asdomor. Am Anfang der Sharia el-Afifi erhebt sich das Grab von Taskumur (13349). 300 m weiter gelangt mann über einen kleinen Platz zur Königskappelle, die den Söhnen von Mohammed Ali geweiht ist. In der 22 500 m2 großen und 1894 von Fabrizius Bey entworfenen Anlage gibt es einfache Marmorgrabplatten im Park für die Prinzessinnen und das Mausoleum mit den Gräbern der Khediven Tufik und Abbas Helim.
Der Friedhof von Sultan Kait Bey
Um zur Grabstätte des Sultans Kait Bey zu gelangen, folgt man der Sharia el-Afifi in Richtun Westen. Rechts befindet sich zwischen zwei Gebäuden das Tor von Kait Bey, durch das man in das Stadtviertel gelangt, das Ende des letzten Jahrhunderts auf den freien Plätzen zwischen den Gräbern der Mamluken entstanden ist. Es erstreckt sich vom Grabkomplex des Sultan Kait Bey bis zu dem von Sultan Barkuk. 1897 wohnten dort 2500 Menschen, 1986 waren es bereits 17500. Weiter nördlich stößt man auf einen kleinen Platz, neben dem sich die Grabmoschee von Kait Bey erhebt. Prächtige Marmorinkrustationen und fein ausgearbeitete und stets harmonierende Dekorationen schmücken den Sabil Kuttab und das Mausoleum dieser Moschee. In nordöstlicher Richtung liegt links die Takija von Scheich Jussef (15. Jh.)
Grabanlage von Sultan Barsbey
Das Madrasa des Sultan Barsbey, das 1432 erbaut wurde, erkennt man an seiner 300 m langen Mauer mit zwei Fensterreihen. Der Komplex nimmt eine Fläche von 3000 qm ein und besteht aus 4 Gebäuden, die auf beiden Seiten der Hauptstraße stehen. Das westlich gelegene Madrasa bildet zusammen mit der Khanka eine gemeinsame Front. Beide sind miteinander durch einen Gang verbunden, der vom Haupteingang ausgeht und haben zusätzlich je einen separaten Zugang. Das Mausoleum ist eines der schönsten auf dem Nordfriedhof. 300 m entfernt liegen die beiden anderen Gebäude: eine Zawiya, die den Armen geweiht ist und deren Ruinen besichtigt werden können sowie ein Kloster aus dem 16. Jh., das unter dem Namen Kobbel el-Rifai bekannt ist. Von dort aus gelangt man auf eine flachere und weniger bebaute Ebene. Auf einem umzäunten Grundstück befinden sich die Grabstätten von Gani Beik el-Aschrafi (1430) und von Kurkumas (1511).
Khanka des Farag Ibn Barkuk.
Das erste und gleichzeitig das bedeutendste Bauwerk der Nekropole wurde zwischen 1400 und 1411 von Farag für seinen Vater, den Sultan Barkuk, errichtet. Die große Klosteranlage steht auf einer beinahe quadratischen Grundfläche von 4650 q. Auf der Westseite erheben sich zwei fast identische Minarette von 50 m Höhe auf je einem quadratischen Sockel. Die gegenüber den Minaretten liegenden beiden Kuppeln gehören zu den ersten in Ägypten, die aus Stein gebaut wurden. Unter der nördlichen Grabkuppel befinden sich die Ruhestätte des Sultans Farags und seines Bruders. Farag ist jedoch nie hier bestattet worden, weil man ihn in Damaskus enthauptete und verscharrte. Unter der südlichen Kuppel liegen die Grabstätten zweier Töchter des Sultans. Die kleine Kuppel in der Mitte überwölbt den Mihrab, eine großartige Marmorkanzel, die Kait Bey dem Kloster im Jahr 1843 stiftete. Im Norden des Friedhofs befinden sich der Komplex von Sultan Inal in Grünanlagen aus den 50er Jahren. Mitten auf einer Kreuzung, von der fünf Straßen abgehen, erhebt sich das letzte Monument der Nekropole, das Grab des Sultan Kunsua Abu Said, der 1798 für ein Jahr regierte.
Südliche Nekropole
Seit der arabischen Eroberung im Jahre 640 wurden die Toten hauptsächlich in der südlichen Nekropole bestattet. Auf 550 ha Fläche befinden sich die Grabdenkmäler von Asketen, Heiligen und Nachkommen des Propheten. Dazu gesellten sich die Grabstätten von Sultanen und Emiren aus den Epochen der Ichschididen, Fatimiden, Mamluken und Osmanen. Das Gelände ist heute bewohnt, neuangelegte Autobahntrassen zerschneiden die südliche Nekropole.
Friedhof des Imam el-Schafi.
Dort wo die Schnellstraße von Salah-Salem und Sharia Imam el-Schafi zusammentreffen, gelangt man durch das 1499 von Sultan Kait Bey errichtete Tor, Bab el-Karafa, in den Friedhof. Folgt man der Sharia el-Kadrija, sieht man rechter Hand das Madrasa und das Mausoleum von Zein el-Din Jussef (1928). Die Straße heißt nach den Nachkommen von Scheich Abd el-Kader el-Gilani, deren Gräber um die Anlage des Zein-el Din Jussef herum liegen. Nach einer leichten Biegung nach rechts und dann nach links geht die Sharia el-Kadrija in die Sharia Imam el-Schafi über.
Mausoleum von Imam el-Schafi.
Die Straße mündet in südlicher Richtung auf einen kleinen Platz. Rechter Hand erhebt sich die Grabstätte des Imam el-Schafi, des Gründers einer der vier Richtungen des sunnitischen Islam und der islamischen Sozialphilosophie, der im Jahre 820 starb. Das von El-Adil, einem Bruder Saladins, 1211 auf einem rechtwinkligen Grundriß erbaute Mausoleum gilt mit 20,5 m Seitenlänge als eines der größten von Ägypten. Die Seitenkonstruktion trägt eine Kuppel aus Holz. Früher war sie mit blauen Fayencen verkleidet, seit 1772 jedoch ist sie mit einer Bleihaut überzogen. Außer dem Kenotaph des Imam, der sich neben denen von Sultan El-Kamel aijub (1218 - 1238) und von Saijed Mohammed Abd el-Hakam in dem Mausoleum befindet, ist nichts vom ursprünglichen Gebäude enthalten.
Hosch el-Bascha
Wenn man nach rechts geht, gelangt man über mehrere kleine Gassen auf die Parallelstraße Sharia Imam el-Leythy. In nördlicher Richtung trifft man nach 300 m hinter einer Rechtsbiegung auf ein kleines ganz weiß gestrichenes Mausoleum. Es handelt sich um die Grabstätte Mohammed el-Hassawati (1160). Die Kuppel ist aus Ziegelstein gemauert. Nördlich davon sieht man schon die fünf Kuppel des Hosch el-Bascha. Die königliche Kapelle von 1820 beherbergt die Gräber der Khediven. Hier sind Mohammed Alis Söhne und Enkelsöhne, diejenigen die seine Thronfolge antraten, begraben: Tussun, Ibrahim, Abbas und Faruk sowie ihre Gattinnen, Kinder und Diener. Die Gedenksteine wurden von griechischen und armenischen Bildhauern hergestellt.
Die Mamlukengräber
Verläßt man den Friedhof des Imam el-Schafi, gelangt man rechter Hand, 50 m nach der Moschee von Nru ed-Din (1575), auf einen schmalen Durchgang, der zum Friedhof der Mamluken, dem nördlichsten Teil der südlichen Nekropole, südlich der Zitadelle, führt. Das erste Grabmal ist das Mausoleum El-Sultanija (1350). Etwas weiter rechts erhebt sich das Minarett des Emir Kusun (1335), der einzig erhaltene Bestandteil einer Anlage, die als erste auf diesem Gelände unter den bahritischen Mamluken erbaut wurde. Wenn man weiter nach Westen geht, trifft man auf den Komplex des Badr el-Din el-Karafi (1300), der aus einer kleinen Grabmoschee und dem Minarett aus dem aus dem 14. Jh. besteht. Um einen kleinen Platz, dem Iwan Rihan, gruppieren sich weiter südöstlich das Mausoleum des Emir Sudun mit einer großen Kuppel aus Stein (1504) und das Mausoleum des Fürsten El-Sawabi mit einer kleinen Rippenkuppel (1286). 100 m weiter erheben sich zwei Mausoleen (beide 14. Jh.), die den gleichen Namen tragen: Tankisbugha. Nach knapp 300 m befinden sich links neben einer neueren Moschee ein isoliert stehender Liwan, der Liwan Manufi. Beim Verlassen des Friedhofs sieht man auf dem Mokattam-Felsen das Khanka von Gahin el-Khalwati und die Moschee El-Gujuschi.